Kindheit im Dritten Reich und Jugend im Arbeiter- und Bauernstaat DDR

 

Die Geschichte von Grünheide

 

Die Besiedelung des Grünheider Wald- und Seengebietes begann schon in der jüngeren Steinzeit. Das konnte durch eine Ausgrabung im Jahre 1927 nachgewiesen werden, bei der man einen Rastplatz auf der Lindwallinsel im Werlsee fand. Wenig später wurde in der Mielenzstrasse ein kunstvoll bearbeitetes Walzenbeil zutage gefördert.

Etwa  um 1000 v.Chr. wanderten aus dem Balkanraum eine Gruppe früher Illyrer in das märkische Gebiet ein. In Fangschleuse fand man ein aus dieser Zeit stammendes Gräberfeld. Am Peetzsee in Alt-Buchhorst stieß man auf die Überreste einer illyrischen Töpferwerkstatt mit acht Brennöfen.

Um 500 v.Chr. wurden die Illyrer von den Germanen verdrängt. Außer einem weitläufigen Gräberfeld nahe Sieverslake sind bisher keine Funde aus der Zeit der Völkerwanderung bekannt. Im sechsten nachchristlichen Jahrhundert kam es zu dichteren Besiedlungen durch slawisch-wendische Stämme, was archäologisch am Möllensee nachgewiesen werden konnte. An die slawische Besiedlung erinnern heute noch viele Orts- und Flurnamen wie Löcknitz, Dämeritzsee und Baberowsee.

Im Zuge der Kolonisierung der ostelbischen Gebiete wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts auch das Gebiet des Barnim, zu dem Grünheide gehörte, von den Askanierfürsten unterworfen und durch Reichsuntertanen, vor allem Bauern, Handwerker und Kaufleute besiedelt. Städte und Dörfer, in der Grünheider Gegend, wie z. Bsp. Hartmannsdorf, Spreenhagen, Rüdersdorf und Fürstenwalde entstanden schon damals. Die „Grüne Heide“ mit ihrem unfruchtbarem Sandboden, Sümpfen und dichten Wäldern blieb aber zunächst unbewohnt. 1247 übereigneten die Markgrafen Johann I. und Otto III. diesen Teil des Barnims dem Zisterzienserkloster Zinna bei Jüterbog. Zur Verwaltung des Klosterlandes errichteten die Zisterzienser im benachbarten Kagel ein kleines Feldkloster.

Inzwischen war durch kaiserlichen Erlass die ganze brandenburgische Mark dem Nürnberger Burggrafen Friedrich dem VI. als Herrschaft übereignet worden zum Dank für dem Kaiser Sigesmund geleistete erfolgreiche Heeresdienste. Nach dem endgültigen Übertritt zur Reformation im Jahre 1539 – während des dreißigjährigen Krieges hatten die Landesherrn je nach Kriegsglück der Kontrahenten die Konfession mehrfach gewechselt - durch den Hohenzollernfürsten Joachim II. wurde das Klostergut eingezogen. Die wildreiche „Grüne Heide“ wurde einem kurfürstlichen ‚Heidereuter’ unterstellt. Der Kurfürst ließ sich um 1543 auf der Lindwallinsel ein kleines Jagdhaus errichten. Nur wenige weitere Wohnstätten gab es außerdem. Im Rüdersdorfer Kirchenbuch wird lediglich ein Andreas Krüger genannt, der 1580 und 1583 seine beiden Töchter taufen ließ. Trotz der angepassten kurfürstlichen Politik, die es sowohl dem Schwedenkönig Karl-Gustav, wie auch dem den Katholizismus vertretenden Kaiser Ferdinand recht machen wollte, war der Barnim bei Beginn der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden fast menschenleer, sodass die Besiedlung quasi von vorn begann.

Der Kurfürst Friedrich Wilhelm I. verlieh seinem Bauschreiber Johann Schlundt und dem Leibschneider seiner Gemahlin, Johann Berends, das Recht, am „Kleinen Wall“ an der Löcknitz eine Schneidemühle anzulegen.

Weitere 40 Jahre später errichtete Teerschweler Joachim Fielitz auf dem Gelände des jetzigen Feierabendheims in der Walther-Rathenau-Strasse in Grünheide einen Teerofen. Etwa zur gleichen Zeit baute sich am „Faulen Forth“, die alte Bezeichnung des Wasserlaufes zwischen Löcknitz und Werlsee, der Schleusenwärter und Holzfäller Martin Große ein Haus. Dort entstand auch ein Nadelwehr. Es hatte die Aufgabe, das Wasser in den Seen aufzustauen, um dann durch Öffnen des Wehres den Transport von Baumstämmen zur Löcknitz und dann schließlich zur Spree zu ermöglichen. Die eigentliche Wiederbesiedelung erfolgte jedoch erst zur Zeit des Preußenkönigs Friedrich II., der von 1740-1786 regierte. Er siedelte ausgediente Soldaten und Bauernsöhne als Kolonialisten 1749 in Grünheide, 1750/51 in Alt-Buchhorst, Bergluch, Fangschleuse und Gottesbrück an.

Auf dem kargen Heideboden führten die Kolonisten als Holzschläger und Büdner auf kleinen Landparzellen und in Wohnkaten ein recht ärmliches Leben. Dennoch stiegen die Einwohnerzahlen stetig an.

In der nachnapolionischen Zeit unter dem Einfluss der Stein- / Hardenbergschen Reformen begann auch für Grünheide eine neue Zeit. Die Eröffnung der Eisenbahnlinie von Berlin nach Frankfurt/Oder im Jahre 1842 beseitigte nach und nach die Abgeschiedenheit der Heideorte. Berlin entwickelte sich mit den Randgemeinden wie Köpenick und Schöneweide zu einem industriellen Zentrum. Grosse Mengen Baumaterial wurden benötigt. Die Nachbarorte Rüdersdorf und Herzfelde wurden zu bedeutsamen Lieferanten von Kalk und Ziegelstein. Um den Abtransport der Herzfelder Ziegelsteine auf dem Wasserwege zu ermöglichen, wurde im Jahre 1873-1875 die Grünheider Seenkette durch Anschluss an die Spree schiffbar gemacht. Kurz vor dem ersten Weltkrieg wurde zusätzlich der Löcknitzkanal gebaut. Er gestattete Kiestransport mit größeren Lastkähnen von einer Kiesgrube, die durch einen Stichkanal mit dem Möllensee verbunden wurde.

Diese Entwicklung führte zum Aufschwung des Schiffergewerbes in Grünheide. Um 1900 gab es im Ort etwa 70 Schifferfamilien. Wenn im Winter die Arbeit ruhte, wurde das traditionelle Schifferfest gefeiert. Mit Beginn des ersten Weltkriegs ging jedoch diese Schifferzeit zu Ende.

1882 kam jedoch der Anschluss Erkners an den Berliner Vorortverkehr und die Eröffnung des Personendampferverkehrs auf die Berlin umgebenden Gewässer. Die Entdeckung der Seen- und Waldlandschaften durch die Großstädter begann, und damit war auch der Naherholungstourismus für Grünheide geboren. Davon wird auch in dem hier vorgestellten Buch berichtet.

Von Jahr zu Jahr kamen immer mehr Menschen, um zu baden und zu wandern. In kurzer Zeit entstanden Hotels und Gaststätten, deren Zimmer in den Sommermonaten voll ausgebucht waren. Regelmäßig rückten ganze Paddel- und Rudervereine zu Wochenendausflügen mit Zeltübernachtungen an.

Zu Beginn des 20. Jahrunderts kauften sich auch wohlhabendere Berliner Grundstücke am nördlichen und südlichen Ufer des Peetzsees, auf denen Villen und Wochenendhäuser gebaut wurden. Die landschaftlich schöne Lage veranlasste aber auch Künstler und Schriftsteller, Grünheide als Sommerfrische und Wanderziel zu wählen. Hier suchten und fanden Erholung Gerhart Hauptmann, Wilhelm Bölsche, Ernst Toller und Bert Brecht. Der Dramatiker Georg Kaiser wohnte von 1921 bis zu seiner Emigration 1938 in Grünheide.

Grünheide hat seit 1934 das Recht, ein Wappen zu führen. Es zeigt auf grünem Grund die an der Löcknitz auch heute noch vorkommende europäische Sumpfschildkröte. Während die grüne Farbe auf Heide, Wald und Wiesen hinweist, versinnbildlichen die blauen Wellenlinien die acht Gewässer der Grünheider Landschaft: Werlsee - Peetzsee - Möllensee - Kiessee - Priestersee- Heidereutersee - Löcknitz - Mielenz. Grünheide wurde zum Luftkurort.

Die Zeit der Weltkriege, der braunen und roten Diktatur, deren schlimme Auswirkungen auch an Grünheide nicht spurlos vorbeigingen, bleibt unerwähnt. Es wird auf das hier vorgestellte Buch aus der Sicht von Richard verwiesen.

Aber auch nach der Wiedervereinigung und der Wiederherstellung unserer freiheitlich-demokratischen Ordnung kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Grünheide bis zur Wiedererlangung seiner einstigen kulturellen und touristischen Bedeutung noch einen weiten, vielleicht auch dornigen Weg vor sich hat.

 

 

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